28.09.2024 – Gerd Demitz

Mehr Geld für’s Schienennetz

Diskussionsabend zum Bahnpendeln

Foto: Philip Schlumbohm
An der Podiumsdiskussion beteiligten sich (v. li.) Moderatorin Grit Weiland, Anja Schulz, Anjes Tjarks, Frank Henning, Stefan Kindermann und Moderator Michael Wiese. Foto: Philip Schlumbohm

Buchholz – Schon die Fragerunde ans Publikum zu Beginn zeigte deutlich: Für die meisten Passagiere ist Bahnpendeln derzeit deutlich mehr Frust als Lust. Doch gleichzeitig wollen sie Maßnahmen, die das Bahnfahren wieder zuverlässiger und attraktiver, nicht aufgeben, auch wenn das etwas teurer wird. Eine große Mehrheit befürwortete zum Beispiel die geplante Anhebung des Preises für das Deutschlandticket im kommenden Jahr um neun Euro auf dann 58 Euro. Mehr als 150 Gäste kamen jetzt zum Diskussionsabend „Bahnpendeln zwischen Lust und Frust“ ins Buchholzer Veranstaltungszentrum Empore. Geleitet wurde er von dem bestens vorbereiteten Moderatorenduo Grit Weiland und Michael Wiese.

In einem waren sich die Podiumsgäste – die FDP-Bundestagsabgeordnete Anja Schulz, Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Henning und Stefan Kindermann (Sprecher des Fahrgastbeirats im Landkreis Harburg) – einig, um den Schienenverkehr attraktiver zu machen, müsse erheblich in die Infrastruktur investiert werden – sowohl in die Sanierung der Strecken als auch in den Neubau. Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung 27 Milliarden Euro in die Schiene investieren, die Bahn beziffert den Bedarf auf 45 Milliarden Euro. Anja Schulz verwies zudem auf einen Investitionsstau in Höhe von 88 Milliarden Euro.

„Wir müssen uns die Grundsatzfrage stellen, welche Bahn wollen wir?“, betonte Stefan Kindermann. Der Fahrgastbeirat verwies auf die Schweiz, in der die Bahn besonders pünktlich unterwegs ist. Das Land gewährleiste eine verlässliche Finanzierung des Bahnbetriebs. „Da müssen wir auch hinkommen“, forderte Kindermann. Zum Vergleich: Die Schweiz investierte im vergangenen Jahr 477 Euro pro Einwohner in die Bahn, in Deutschland waren es lediglich 115 Euro. In diesem Jahr stiegen die Investitionen auf 215 Euro pro Kopf. „Ich muss mal eine Lanze für Bundesverkehrsminister Volker Wissing brechen“, sagte Anjes Tjarks. So viel Geld wie derzeit sei noch nie in die Ertüchtigung des Schienennetzes geflossen. Es seien aber weitere Anstrengungen notwendig. Tjarks brachte einen Verkehrsinfrastrukturfonds zur Finanzierung der Maßnahmen ins Spiel. „Wir müssen uns verabreden, eine Bahn zu schaffen, für die wir uns bei der Ausrichtung der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft nicht schämen müssen“, betonte der Verkehrssenator. Das könne nur gelingen, wenn man parteiübergreifend handele und sich nicht nur von Legislaturperiode zu Legislaturperiode hangele.

Fahrgastbeirat Stefan Kindermann sieht die oberste Priorität darin, „dass die Infrastruktur, die wir haben, funktioniert“. Er plädierte zudem, wie Anjes Tjarks, für eine Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover bei gleichzeitiger Sanierung der Bestandsstrecke.

Nach der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum appellierte Moderatorin Grit Weiland an die Gäste: „Auch wenn es im Moment nicht rund läuft, lassen sie uns die Bahn nicht aufgeben. Wir brauchen sie in Zukunft für eine klimaneutrale Mobilität!“ Dafür brauche man „Nerven wie Oberleitungen“, betonte Moderator Michael Wiese.

Grund zur Freude hatte Heinz Brandes, der Buchholzer gewann ein Deutschlandticket für ein Jahr. Zahlreiche Gäste der fünf Straßenfeste während der Europäischen Mobilitätswoche hatten an einem Quiz teilgenommen. Das (Noch)49-Euro-Ticket war der Hauptpreis – an einem Abend, an dem sich das Klimateam Mobilität vor allem an der großen Resonanz beim Buchholzer Publikum erfreute.

Nach oben scrollen