16.12.2024 – Gerd Demitz
Hilfe für seltene Wiesenvögel
Kiebitzschutzprogramm zeigt erste Erfolge
Die niedlichen Kiebitzküken sind auf besonderen Schutz angewiesen. © Wiebke Harneit / ein
Der Frühlingsbote hat es nicht leicht, das Verschwinden der Feuchtwiesen und die Intensivierung der Landwirtschaft machen dem Kiebitz zu schaffen. Durch den Wandel seines natürlichen Lebensraumes ist der Vogel mit der abstehende Federholle am Hinterkopf und dem typischen, namensgebenden Ruf immer seltener auf Wiesen und Feldern zu finden.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Landkreis Harburg ein eigenes Schutzprogramm für den „Vogel des Jahres 2024“ entwickelt und setzt auf die Kooperation mit der Landwirtschaft. Mit Erfolg, der Kiebitzschutz durch die gute Zusammenarbeit der Akteure auch außerhalb der Schutzgebiete ist erfolgreich.
Bei einem Treffen haben die Beteiligten eine positive Bilanz gezogen und waren sich einig, die gute Zusammenarbeit zwischen Landwirten, der Landwirtschaftlichen Unternehmensberatung Harburg e.V., der Jägerschaft, der Ornithologin Wiebke Harneit als Gebietsbetreuung und der Abteilung Umwelt des Landkreises soll weiterhin intensiviert werden. „Wir setzen uns gemeinsam als Partner für den Artenschutz ein“, verdeutlicht Friedrich Benecke von der Naturschutzbehörde.
Der Kiebitz ist seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Kulturlandschaft. Doch der Vogel gilt als stark gefährdet und steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten. 1980 gab es bundesweit noch ungefähr 750.000 Brutpaare, seitdem sind die Bestände des Kiebitzes in Deutschland um fast 90 Prozent geschrumpft. Bundesweit sind es noch zwischen 42.000 und 67.000 Brutpaare, davon knapp die Hälfte im „Kiebitzland“ Niedersachsen. Damit ist der Kiebitz die Vogelart, deren Bestandszahlen in den letzten 30 Jahren in Deutschland am stärksten gesunken ist.
Auch im Landkreis Harburg gingen die Bestände drastisch zurück. War der Kiebitz noch vor wenigen Jahrzehnten ein häufiger Charaktervogel der Wiesen und Weiden, sieht man ihn heute kaum noch. Die heute übliche frühe Mahd, mechanische Flächenbearbeitung und Pestizideinsatz machen es den Kiebitzen schwer, ihre Brut und Jungenaufzucht erfolgreich zu beenden. Inzwischen sind die jährlichen Verluste an Gelegen und Küken so groß, dass sich die Kiebitzbestände nicht mehr von allein erholen können.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat Landkreis Harburg 2019 ein eigenes Schutzprogramm entwickelt. Das zahlt sich aus. In der Elbmarsch hat Ornithologin Wiebke Harneit bei der jüngsten Zählung 98 Kiebitzbrutpaare mit 111 Gelegen ermittelt. Der Aufzuchterfolg liegt mit 0,5 Jungvögeln pro Brutpaar fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. „Das ist für die Elbmarsch ein sehr gutes Ergebnis, aber es wäre auf Dauer gesehen für die Arterhaltung immer noch zu gering“, so Benecke. Denn um auf Dauer den Bestand zumindest zu erhalten, müssten rechnerisch 0,8 Jungvögel je Brutpaar im Jahr flügge werden.
Der Kiebitzschutz ist mit einigem Aufwand verbunden: Ornithologin Harneit beobachtet die Kiebitzpaare und registriert, wo ihre Nester liegen. Dann werden die Bewirtschafter der Flächen aufgesucht und informiert. Gemeinsam entwickeln Vogelschützer und Landwirte für jede Fläche eine Strategie, wie die Zerstörung der Eier vermieden oder das Überleben der bereits geschlüpften Küken gesichert werden kann. So können Teilflächen für den Zeitraum der Jungenaufzucht ganz aus der Bewirtschaftung genommen oder Mähtermine verschoben werden. Ihren freiwilligen Naturschutzbeitrag und den damit verbundenen Mehraufwand oder die Ertragseinbußen können sich die Landwirte dann im Gegenzug von der UNB finanziell honorieren lassen. „Wir wollen sensibilisieren und zeigen, wie Naturschutz und Landwirtschaft in Einklang zu bringen sind.“ Die Resonanz ist positiv, 15 Landwirte sind dabei und haben zugunsten der Kiebitze Flächen stillgelegt oder bewirtschaften sie eingeschränkt.