20.12.2024 – Gerd Demitz

Pflege gemeinsam stärken

Erste Pflegekonferenz im Landkreis Harburg

Die Entwicklung und die Zahlen sind eindeutig, die Gesellschaft wird älter und die Zahl der Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, steigt. Gleichzeitig macht sich auch im Pflegebereich der Fachkräfte- und Nachwuchskräftemangel deutlich bemerkbar. Wie kann man diese Herausforderungen im Landkreis Harburg angehen? Was ist erforderlich, damit pflegebedürftige Menschen möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld leben können? Das sind nur zwei Fragen, der sich der Landkreis Harburg und die lokalen Akteure wie Vertreterinnen und Vertreter von Pflegediensten oder Kliniken stellen wollen. Dazu fand jetzt die erste Pflegekonferenz im Winsener Kreishaus statt.

Die Pflegekonferenzen sollen künftig den Austausch zwischen allen Akteuren fördern, die an der Sicherstellung der pflegerischen Versorgung im Landkreis Harburg beteiligt sind. Die Treffen sind eine Plattform, um über aktuelle Entwicklungen in der Pflege zu informieren und gemeinsam Lösungsansätze zur Weiterentwicklung der regionalen Pflegeinfrastruktur zu erarbeiten.

„Diese erste Pflegekonferenz ist ein Kick-off, der darauf abzielt, eine Bestandsaufnahme der Pflegeangebote in unserem Landkreis vorzunehmen, Netzwerke zu stärken und gemeinsam Lücken in der Versorgung zu identifizieren und gemeinsam daran zu arbeiten“, betonte Kreisrätin Ana Cristina Bröcking. „Gemeinsam wollen wir die Pflege im Landkreis Harburg stärken und verbessern.“ Dabei gehe es nicht darum, alles neu zu erfinden. Ziel sei es vielmehr, auf den bestehenden Strukturen und Netzwerken aufzubauen. Schließlich bringen die beteiligten Akteure wertvolle Erfahrungen, Projekte und Kontakte mit.

Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, es besteht Handlungsbedarf. Dabei sind Bund, Länder und Krankenkassen gefordert. Sie müssen zwingend gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen, um auf die steigenden Bedarfe und Problemlagen reagieren zu können. „Besonders in Zeiten des demografischen Wandels müssen Bund und Länder noch stärker auf die steigenden Bedarfe reagieren – sei es durch den Ausbau von Fachkräfteprogrammen, die finanzielle Unterstützung der Pflegeversicherung oder Investitionen in die Infrastruktur“, fasst Kreisrätin Bröcking zusammen.

Der Pflegebericht für den Landkreis Harburg als erste Bestandsaufnahme verdeutlicht das noch einmal. Denn der Bedarf an Pflegeleistungen und Fachkräften steigt angesichts der demografischen Entwicklung weiter an. So nimmt die Alterung der Bevölkerung im Landkreis ebenso zu wie die Zahl der pflegebedürftigen Menschen. Und erwartet wird, dass die Pflege durch Angehörige, die derzeit die meisten Menschen betreuen, abnimmt. Damit steigen auch die Herausforderungen, der sich eine älter werdende Gesellschaft stellen muss.

Bereits jetzt ist knapp ein Viertel der Menschen älter als 65 Jahre, fast jeder zehnte Einwohner im Landkreis Harburg hat sogar schon seinen 80. Geburtstag gefeiert. Diese Gruppe ist von 2015 bis 2021 sogar um mehr als 45 Prozent gestiegen. Gut 12.286 Menschen gelten nach der Pflegebericht-Erhebung von 2021 als pflegebedürftig, und für die Zukunft wird der Bedarf an Pflegeleistungen sowohl durch ambulante Pflegedienste als auch durch stationäre Einrichtungen steigen.

Gleichzeitig stoßen ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen an ihre Finanz- und Kapazitätsgrenzen. Der Fachkräftemangel verschärft diese Situation zusätzlich. Nicht immer können alle Bedürfnisse gedeckt werden. So gibt es im Landkreis 33 ambulante Pflegedienste, in den 37 stationären Einrichtungen werden 2021 knapp 2.700 Seniorinnen und Senioren von 2.100 Fachkräften betreut. Ziel der vielfältigen Pflege- und Unterstützungsleistungen sowie Beratungen beispielsweise durch den Senioren- und Pflegestützpunkt des Landkreises oder Initiativen wie stadtlandpraxis und das Ausbildungsnetzwerk Pflege ist es dabei, die Versorgung zu sichern und den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, soweit möglich im gewohnten Umfeld bleiben zu können sowie die individuelle und bestgeeignete Pflege zukommen zu lassen.

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