10.04.2025 – Redaktion

Apfel mit Geschichte

Geschichte ins Museum pflanzen

Foto: FLMK
Bei der Pflanzung des „Apfel des Jahres“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg, v. l. Eckart Brandt (Pomologe und Fachautor), Matthias Schuh (Gärtner im Freilichtmuseum am Kiekeberg). Foto: FLMK

Ehestorf – „Ontario“ heißt der „Apfel des Jahres“ 2025 in Norddeutschland. Das Freilichtmuseum am Kiekeberg hat die Apfelsorte zusammen mit dem BUND Hamburg, Apfelexperten und der Projektleitung der „Norddeutschen Apfeltage“ am Donnerstag, dem 3. April, gepflanzt. Die etwa 150 Jahre alte, sehr gut lagerfähige Sorte passt gut zur Selbstversorgung in der Nachkriegszeit und in den Garten des Flüchtlingssiedlungshauses.

Apfelexperte Eckart Brandt, Mitglied der Jury zur Auswahl des „Apfel des Jahres“, erinnert sich: „Ich kenne diesen Apfel aus meiner Kindheit. Meine Tante Mimi aus Tostedt hat ihn wegen seiner guten Lagereigenschaften zum Backen verwendet. Als Wirtschaftsapfel eignet er sich dazu hervorragend. Den ‚Ontario‘ kann man im Herbst pflücken, aber dann noch nicht reinbeißen. Denn er enthält viel Vitamin C und ist deswegen sehr sauer. Die Säure wird erst mit dem Lagern abgebaut. Durch seine guten Lagerfähigkeiten wird er schon immer wertgeschätzt.“

Anfangs ist die Schale des Apfels noch grasgrün, während der Lagerung hellt sie sich ins Gelbe auf. Eckart Brandt klärt auf: „Ursprünglich kommt der ‚Ontario‘ aus Kanada und ist keine regionale Sorte. Mit der Regionalität darf man es aber nicht so eng sehen, denn in der Realität wurde das gepflanzt, was sich bewährt hat und das hat der Ontario.“ „Der Ontario ist außerdem dafür bekannt, dass seine Früchte sehr lange am Baum hängen. Damit bietet er Vögeln eine schöne Nahrungsquelle. Zur jetzigen Jahreszeit kann man die Frucht nicht mehr direkt vom Baum essen, weil sie mit dem Frost matschig und für Menschen ungenießbar wird, aber sie hält noch Stürme und Temperaturschwankungen aus“, ergänzt Matthias Schuh, Gärtner im Freilichtmuseum am Kiekeberg.

Die Tradition passt gut ins Freilichtmuseum am Kiekeberg: „Die Pflanzung des ‚Apfel des Jahres‘ bei uns vervollständigt den ganzheitlichen Ansatz unseres Freilichtmuseums. Wir zeigen nicht nur die Häuser und Tiere der vergangenen Jahrhunderte, sondern eben auch die Pflanzen. Gerade hier in die Königsberger Straße passt der Apfelbaum sehr gut hin, da in den Nachkriegsjahrzehnten die Selbstversorgung ein zentraler Gedanke war“, erklärt Stefan Zimmermann, Direktor des Freilichtmuseums am Kiekeberg. Matthias Schuh ergänzt: „Hier zeigen wir die jüngere Vergangenheit. Viele Menschen haben diese Zeit noch selbst erlebt.

Auch die Obst- und Gemüsesorten der damaligen Zeit wecken häufig Erinnerungen. Es macht uns Freude, diese individuellen Erfahrungen der emotionalen Nachkriegsgeschichte dann nachzuerleben.“ Im Garten des Flüchtlingssiedlungshauses in der „Königsberger Straße“ stehen bereits die Bäume zum „Apfel des Jahres“ aus den letzten drei Jahren.

Beim Pflanzenmarkt am 12. und 13. April im Freilichtmuseum am Kiekeberg stehen Bäume der Sorte „Ontario“ zum Verkauf.

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