02.09.2024 – Gerd Demitz

Grusel-Lesenacht

Das Baby trinkt mit

Das Glas Sekt oder der eine Schnaps können schon zuviel sein, und der regelmäßige Wein- oder Biergenuss haben erst recht fatale Folgen – Alkohol in der Schwangerschaft schadet dem ungeborenen Kind. Denn der Alkohol gelangt über die Plazenta unmittelbar in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes, das Kind „trinkt“ mit und ist ebenso alkoholisiert wie die Mutter. Das Trinken in der Schwangerschaft hinterlässt so tiefe Spuren. Die Entwicklung der inneren Organe, insbesondere aber des Gehirns und des Nervensystems, werden durch den Alkohol gestört. Der neue Arbeitskreis Alkohol in der Schwangerschaft des Landkreises Harburg will anlässlich des Internationalen Tages des alkoholgeschädigten Kindes am 9. September dafür sensibilisieren und auf Unterstützungsangebote aufmerksam machen.

In dem neuen Arbeitskreis engagiert sich ein interdisziplinäres Team aus Vertreterinnen und Vertretern von AWO, Diakonie, Frühen Hilfen und der Abteilungen Jugend und Familie sowie Gesundheit des Landkreises Harburg. „Das Thema Alkohol in der Schwangerschaft ist noch immer ein großes Tabu. Wir wollen das Thema in die Öffentlichkeit holen und Prävention und Aufklärung fördern”, sagt Juliane Thoms, die Präventionsbeauftragte der Abteilung Gesundheit der Kreisverwaltung.

Jedes Jahr werden bundesweit mehr als 10.000 Kinder mit Schädigungen geboren, die durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft bedingt sind. Bei 3.000 Kindern jährlich liegt die schwere Form vor – die Fetale Alkoholspektrum-Störung. Insgesamt sind nach Schätzungen bis zu vier Prozent der Bevölkerung betroffen, quer durch alle Gesellschaftsschichten. Die Schädigungen beim Kind sind äußerlich oft nicht unbedingt sichtbar. Dennoch haben diese Kinder im Alltag mit gravierenden Handicaps zu kämpfen und leiden ihr Leben lang unter den Beeinträchtigungen. Sie zeigen Entwicklungsstörungen, haben Merk- und Lernschwierigkeiten, eine eingeschränkte Impulskontrolle, neigen zu sozial unangemessenem Verhalten und Hyperaktivität.

„Jeder Schluck Alkohol in der Schwangerschaft ist einer zu viel, denn das Kind trinkt ungefragt mit“, betont Juliane Thoms. „Alkohol ist ein Zellgift und kann bereits in kleinen Mengen die wachsenden Organe und insbesondere das Nervensystem schädigen. Die Leber des Embryos braucht deutlich länger, um den Alkohol wieder abzubauen. Das Baby ist etwa zehnmal länger alkoholisiert als die Mutter, weil es das Fruchtwasser trinkt, das ebenfalls Alkohol enthält.“ Der Arbeitskreis will dafür sensibilisieren, dass diese Behinderung vermeidbar ist und zu Hilfsangeboten informieren. „Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Hilfe.“

Im Landkreis gibt es für Schwangere eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten, bei der Netzwerkkoordination Frühe Hilfen, Telefon 04171 693488 und eMail bei fruehe.hilfen@LKHarburg.de, der Koordination Quäker-Häuser, Telefon 0173 2917748, eMail fruehe-hilfen@quaeker-haeuser.de, der Diakonie-Fachstelle für Sucht und Suchtprävention in Winsen und Buchholz, Telefon 04181 4000, eMail suchthilfe@diakonie-hittfeld-winsen.de, der Diakonie-Schwangerenberatung in Winsen, Telefon 04171 69260, eMail info@diakonie-hittfeld-winsen.de, Diakonie-Schwangerenberatung in Buchholz, Telefon 04181 282780, eMail schwangerenberatung-buchholz@diakonie-hittfeld-winsen.de und AWO-Schwangerenberatung in Winsen, Telefon 04171 7694979, eMail skb@awo-kv-wl.de.

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