24.03.2025 – ein

Der Notarzt sitzt am Computer

Telenotfallmedizin im Rettungsdienst

Foto: Landkreis Harburg
Rettungssanitäter Marcell Glieze erläutert Dr. Ulrich Trappe und Landrat Rainer Rempe (re.) die neue Technik im Rettungswagen.  Foto: Landkreis Harburg

Im Ernstfall muss es schnell gehen – und Internet, Smartphone und PC machen es möglich. Dank schneller und sicherer digitaler Übertragungswege sind medizinische Leistungen auch aus der Ferne möglich. Um die Patientinnen und Patienten im Notfall noch besser versorgen zu können, startet der Landkreis Harburg am 1. April mit der Telenotfallmedizin im Rettungsdienst. So gelangt medizinisches Spezialwissen ohne lange Anfahrtswege schnell dorthin, wo es im Notfall gebraucht wird.

„Diese innovative Technik unterstützt unseren Rettungsdienst schnell und kompetent. Gleichzeitig verbessern wir die Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger auch bei wachsenden Anforderungen“, betont Landrat Rainer Rempe, als er gemeinsam mit Kreisrätin Annerose Tiedt und dem stellvertretenden Leiter der Einsatzleitstelle Florian Fietz die Technologie von Dr. Ulrich Trappe als ärztlichem Leiter für den Rettungsdienst und Marcell Glieze als einem der speziell geschulten Retter präsentiert bekam. „Eine gute Gesundheitsversorgung ist sehr wichtig für die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Und dazu gehört auch der Rettungsdienst. Gerade für unseren ländlichen Raum ist die Telenotfallmedizin eine gute Ergänzung der bestehenden Rettungswege.“

Bei der Telenotfallmedizin nutzen die Rettungskräfte vor Ort moderne Informations- und Kommunikationstechnologien. Abhängig von der Meldung muss der Notarzt dabei nicht mehr zwingend zum Einsatzort, sondern Notfallsanitäter verbinden sich per Telefon und Video mit dem Mediziner in der Zentrale. Die Telenotfallmedizin ist aber kein Ersatz für die Notärzte auf der Straße, sie schont allerdings deren Ressourcen, die dann für die besonders schwerwiegenden Fälle eingesetzt werden. Das ist besonders dann hilfreich, wenn der nächste verfügbare Notarzt noch in einem anderen Einsatz gebunden ist oder er aufgrund der Verkehrssituation oder der Entfernungen länger zur Einsatzstelle braucht und schnelle ärztliche Entscheidungen erforderlich sind.

Möglich sind nicht nur das Gespräch und die Bildübertragung. Mit spezieller Software werden auch Daten wie Vitalwerte des Patienten digital in Echtzeit an die Mediziner übertragen. So erhalten die Notfallsanitäterinnen und -sanitäter vor Ort schnelle Beratung und Unterstützung in der Diagnostik und Therapie. Dazu sind die entsprechenden Rettungsfahrzeuge beziehungsweise das entsprechende Rettungsdienstpersonal mit sogenannten „Harnischen“ ausgerüstet, in denen die notwendigen Smartphones und anderes Equipment getragen werden.

Die Telenotfallmedizin ersetzt keines der bisher im Rettungsdienst vorhandenen Rettungsmittel, sondern erweitert das Angebot. Dazu unterstützt ein zusätzlicher, in der Telenotfallmedizin ausgebildeter Notarzt bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Die Notfallmediziner haben ihren Sitz derzeit noch in den Landkreisen Goslar und Ems-Fechte. Telenotarztstandorte sind überregional tätig, räumlich an Rettungsleitstellen angegliedert. Das Land plant künftig niedersachsenweit bis zu acht Telenotarzt-Standorte. Darum haben sich auch die Landkreise Harburg, Heidekreis, Rotenburg und Lüneburg im Rahmen der Gründung der „Integrierten Regionalleitstelle (IRLS) Lüneburger Heide AöR“ beworben. Diese Standorte sollen untereinander vernetzt werden, sodass der Rettungswagen unabhängig vom Einsatzort an den nächsten freien Telenotfallmediziner vermittelt wird.

Aktuell verzeichnet die Rettungsleitstelle für den Landkreis Harburg um die 48.000 Ereignisse im Jahr, neben medizinischen Notfällen sind das auch Unfälle oder Feuerwehreinsätze. Der Notarzt ist bei gut 4850 Einsätzen dabei.

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