27.08.2024 – Gerd Demitz

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst

Die Holmer Wassermühle und ihre Geschichte

Foto: Gerd Demitz
Die Holmer Wassermühle. Foto: Gerd Demitz

(de) Die Holmer Mühle ist ein beeindruckendes Gebäude im Buchholzer Ortsteil Holm. Die Grundmauern stammen aus dem 16. Jahrhundert. Allerdings soll die Getreidemühle im siebenjährigen Krieg abgebrannt und erst später wieder aufgebaut worden sein.

Die Müller zählten im Mittelalter nicht zu den „ehrbaren Leuten“ und selbst noch 1696 wandten sich zum Beispiel die Müller der Ämter Harburg und Moisburg vergeblich an die Landesherrschaft mit der Bitte, sie mit „amts-, gilden- und zunftmäßiger Gerechtigkeit“ zu versehen, da unter anderem ihre Gesellen sonst „oben im Reich“ nicht mehr recht für voll genommen würden. Man hat diese seltsame Tatsache der „Unehrbarkeit“ zu erklären versucht. Die Mühlen standen naturgemäß zumeist auf dem flachen Lande, die Müller waren demnach wie alle Landbewohner im frühen Mittelalter „Hörige“ eines Grundherren, während damals die eigentlichen Handwerkszünfte in den Städten, also von „Freien“ gegründet wurden. Vielleicht spielte auch der vielfach belegte Hass und Spott der Bauern gegenüber den „cleveren“ Müllern eine Rolle, von denen man sich ständig übers Ohr gehauen fühlte. Logisch erscheint hierbei aber die folgende Überlegung: Die Bauern mussten oft von weither zu ihrer Zwangsmühle anfahren (etwa die Dibberser nach Seppensen oder die Steinbecker nach Bötersheim); „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, doch was machten derweil die anderen? Ein Kartenspiel und die Kömbuddel waren schnell zur Hand, also war nach damaliger Ansicht auch der Teufel in der Nähe. Und wenn dann gar noch des Müllers „Töchterlein“ (und in alten Volksliedern wird sie verdächtig oft erwähnt) hinzukam …

Gebaut wurde die erste Holmer Wassermühle vermutlich vom Winsener Amtmann Christoph von Hodenberg, der sich 1567 aus dem Bauerndorf Holm ein Rittergut schuf und wohl gleich eine Mühle anlegte. Erstmals erwähnt wird die Holmer Mühle 1615 im Streit des Müllers Tamke aus Bendestorf. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) brannten Franzosen wahrscheinlich im November 1757 die Holmer Mühle nieder, doch der Baron Ludwig Schenk von Winterstedt, Besitzer des Holmer Rittergutes, ließ sie bereits 1758 neu errichten, was sowohl die Inschrift am Mahlwerk als auch eine chronologische Untersuchung der Universität Hamburg eindeutig bezeugen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erneuerte man das Mahlwerk grundlegend, so dass von der Technik des Jahres 1758 nichts übrig blieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Holmer Mühle als Flüchtlingsquartier, und es wurde nur noch hin und wieder Schrot gemahlen, bis die Mühle seit den siebziger Jahren leer und ungenutzt stillag. Der Geschichts- und Museumsverein Buchholz pachtete 1977 die Mühle und konnte zu Ostern 1981 den Einbau eines neuen Wasserrades vornehmen. Von nun an wurden an der Mühle die Mahltage – ein „Schaumahlen“ – durch den Verein veranstaltet. Bereits ein zweites Mal wurde das Wasserrad in der Pachtzeit des Vereins ersetzt, diesmal durch eine langlebigere Metallkonstruktion.

Mitglieder des Geschichts- und Museumsvereins Buchholz und Umgebung e.V. haben das 1758 erbaute Gebäude liebevoll saniert. Das Mahlwerk, das an den Mahltagen in Betrieb genommen wird, ist jüngeren Datums und stammt aus dem 19. Jahrhundert. Heute wird die Holmer Mühle für Vorträge, Kunstausstellungen, Konzerte und zum monatlichen Mahlen genutzt.
(Quelle: Geschichts- und Museumsverein Buchholz und Umgebung)

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