16.08.2024 – Gerd Demitz

Erfahrungen mit PV-Anlagen

Denken wie ein Börsenhändler

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Sinjo Neitsch (Klimateam Energie), Sylvia Gienow-Thiele (Geschäftsführerin IN-TIME Transport) und Helge Beisner (Geschäftsführer Beisner Druck). Foto: ein

Buchholz – Laut einer Studie der Garbe Industrial Real Estate sind derzeit deutschlandweit nur zehn Prozent der Dächer auf Gewerbeimmobilien mit Photovoltaikanlagen belegt. Demnach gibt es in diesem Bereich ein enormes Potenzial von 36 Gigawatt Leistung – das entspricht der Leistung von 36 Kernkraftwerken oder 121 Gas- beziehungsweise Kohlekraftwerken. Zwei Unternehmen aus Buchholz, die bereits auf die Erzeugung regenerativen Stroms mit eigenen PV-Anlagen setzen, sind das Logistikunternehmen IN-TIME Transport und die Druckfirma Beisner Druck. Bei der Veranstaltung „Photovoltaik in Betrieben – Gewinn für Umwelt und Wirtschaft”, zu der das Klimaforum Buchholz eingeladen hatte, berichteten Sylvia Gienow-Thiele (Geschäftsführerin von IN-TIME) und Helge Beisner (Geschäftsführer von Beisner Druck) jetzt von ihren Erfahrungen mit der Planung, dem Bau und dem Betrieb der PV-Anlagen. Die Moderation übernahm Sinjo Neitsch vom Buchholzer Klimateam Energie.

„Wir wollten einen Beitrag für die Gesellschaft und für die Natur leisten”, benannte Sylvia Gienow-Thiele die Motivation von IN-TIME, die im Jahr 2018 eröffnete erste Logistikhalle im Gewerbegebiet Trelder Berg mit PV-Modulen zu belegen. In zwei Schritten investierte das Unternehmen mehr als 1,1 Millionen Euro in die Errichtung seiner PV-Anlage. Im vergangenen Jahr produzierte die Anlage etwa 1,22 Millionen Kilowattstunden Solarstrom, 22 Prozent davon wurden selbst genutzt.

Bis die Anlage in Betrieb gehen konnte, waren viele Vorplanungen notwendig. „Man braucht gute Ansprechpartner, die sich mit der Materie auskennen”, verdeutlichte Jan Schleicher, Gebäudemanager bei IN-TIME. Dazu gehörte der Tipp von Experten, die PV-Anlage nicht in den Süden auszurichten, sondern in Ost-West-Richtung mit dem richtigen Winkel. „Wir hätten sonst an sonnigen Tagen die Stromnetze überlastet”, sagte Schleicher.

Intensiver Vorplanung bedurfte es auch der Vermarktung des gewonnenen und nicht selbst verbrauchten Stroms. „Im Grunde muss man wie ein Börsenhändler denken”, betonte Sylvia Gienow-Thiele, als sie den Teilnehmern die Preisbildung am Spotmarkt erklärte. Sie sei fest entschlossen, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und weitere PV-Module auf den Firmendächern zu installieren. Der Strom soll unter anderem zum Aufladen der beiden Elektro-Lkw verwendet werden, die im täglichen Verkehr in den Hamburger Hafen und zurück im Einsatz sind.

Bereits in den Jahren 2009 und 2012 investierte die Firma Beisner Druck insgesamt etwa 350.000 Euro in die Installation von zwei PV-Anlagen auf dem Firmendach an der Müllerstraße. „Unsere Motivation war vor allem, den hohen Stromkosten von etwa 25.000 Euro pro Monat entgegenzusteuern”, erklärte Geschäftsführer Helge Beisner.

Aus der Erfahrung der vergangenen 15 Jahre empfahl Beisner Nachahmern, bei der Installation Handwerker zu beauftragen, „die Profis sind und nur so etwas machen”. Ein weiterer Tipp des Praktikers, „Ich empfehle, die PV-Anlage regelmäßig zu säubern.” Dadurch schaffe die Anlage grob geschätzt fünf Prozent mehr Leistung.

Eine Bitte hatte Helge Beisner an die Politik, diese solle für einheitliche Fördersysteme sorgen. Dass die Förderung von PV-Anlagen in den Bundesländern völlig unterschiedlich gehandhabt werde, sei ein großes Problem.

Alle Termine des Klimaforums Buchholz finden sich unter https://klimaforum.buchholz.de/.

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