23.10.2024 – Gerd Demitz

Bis zum letzten Krümel

Europäische Woche der Abfallvermeidung

Der Kühlschrank ist voll – wieder einmal zu viel eingekauft. Aber das Brot ist nicht mehr ganz frisch, die Wurst liegt schon so lange, und auch beim Käse ist das Mindesthaltbarkeitsdatum schon vorbei. Also lieber weg damit? Das passiert oft, obwohl die Lebensmittel keineswegs schlecht sind. „Es werden viel zu viele Lebensmittel verschwendet, gerade auch Lebensmittel, die noch gut verwertbar sind“, sagt Jörg Klenner von der Abfallwirtschaft des Landkreises Harburg. Auf diese Lebensmittelverschwendung macht die Europäische Woche der Abfallvermeidung aufmerksam. Sie steht vom 16. bis 24. November unter dem Motto „Bis zum letzten Krümel“.

Die Abfallwirtschaft des Landkreises Harburg greift dieses Motto auf. „Wir wollen sensibilisieren und unterstützen die Kampagne. Denn wir alle verschwenden täglich zu viel. Doch gerade die Vermeidung von Lebensmittelabfällen stellt einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz dar, schont Ressourcen und auch den eigenen Geldbeutel“, sagt Klenner.

Nach Ermittlungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft landen jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle allein in Deutschland im Müll. In den Ländern der Europäischen Union sind es insgesamt 60 Millionen Tonnen. Mehr als die Hälfte davon stammt aus privaten Haushalten. Im Schnitt wirft jeder Bundesbürger pro Jahr rund 78 Kilogramm Lebensmittel weg. Hinzu kommen Lebensmittel, die bereits in der Landwirtschaft oder vom Handel entsorgt werden, da sie beispielsweise optischen Vorgaben nicht entsprechen. Die Lebensmittel wurden sozusagen für die Mülltonne hergestellt. Auch die Abfallwirtschaft im Landkreis Harburg stellt das im Haus- und im Biomüll immer wieder fest.

Laut Umweltbundesamt könnten durch die Vermeidung von Lebensmittelabfällen bundesweit geschätzt rund 2,6 Millionen Hektar oder fast 15 Prozent der gesamten Ackerfläche eingespart werden. Dies entspricht zusammen der Fläche von Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland. Zusätzlich verursachen die vermeidbaren Lebensmittelabfälle in der EU pro Jahr die gleiche Menge an klimaschädlichen Gasen wie die gesamten Niederlande.

Die Aktionswoche will appellieren, Lebensmittel nicht zu verschwenden. „Das haben wir auch selbst in der Hand“, sagt Klenner. „Jeder kann mithelfen, das zu ändern.“ Genau dazu möchte der Betrieb Abfallwirtschaft des Landkreises Harburg anregen.

Lebensmittel werden oft weggeworfen, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist. Doch dieses Datum bedeutet nicht, dass die Lebensmittel danach nicht mehr verwertet werden dürfen. Vielmehr sollte jetzt die Qualität des Lebensmittels vor Verzehr genauer geprüft werden. „Vertrauen Sie auf Ihren eigenen Geruchs- und Geschmackssinn und entscheiden Sie selbst“, rät Klenner. Nur bei leicht verderblichen tierischen Produkten wie Fleisch und Fisch gilt es, das Verbrauchsdatum zu beachten.

Auch beim Einkauf selbst kann Ausschuss vermieden werden. Ob Gemüse und Obst gesund und lecker sind, ist unabhängig von kleinen kosmetischen Makeln, einer bestimmten Größe oder schönen grünen Blättern. Der bewusste Einkauf macht auch deutlich, dass das makellose Aussehen der Produkte nicht das entscheidende Kriterium ist – ein wichtiger Schritt, um auch den Handel zum Umdenken zu bewegen.

Wer übrig gebliebene Lebensmittel retten möchte, kann dies ganz einfach mit der Rezepte-App „Zu gut für die Tonne!“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Nach Eingabe der Ernährungsvorlieben und bis zu drei Reste-Zutaten können die Nutzer aus rund 800 leckeren Reste-Rezepten auswählen.

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