29.10.2024 – Gerd Demitz
Das Tausendfüssler-Projekt
Gemeinsam zu Fuß zur Schule gehen
Ein Treffpunkt-Schild für den gemeinsamen Schulweg. Foto: Gemeinde Seevetal
Kinder müssen lernen, sich im Straßenverkehr zu bewegen. Dafür ist es wichtig, dass sie zu Fuß zur Schule gehen können – das hilft auch der motorischen und sozialen Entwicklung. Damit sie dabei nicht alleine sind, gibt es in Seevetal das „Taussendfüssler-Projekt“, es unterstützt Grundschulkinder mit festen Treffpunkten und Zeiten für den Schulweg.
„Aber nicht, dass ihr morgen in der Schule zu spät kommt und sagt, Frau Jahnert hatte die falsche Uhrzeit auf dem Aufkleber!“ Stephanie Jahnert von der Polizei Seevetal winkt freundlich einer Gruppe Schulkinder auf der anderen Straßenseite, während sie einen neuen Tausendfüssler-Aufkleber anbringt. Ein Treffpunkt-Zeichen für alle Kinder, die zu Fuß zur Grundschule laufen möchten.
„Treffen hier ist nicht mehr um zwanzig vor acht, sondern um halb acht. Der Schulstart ist jetzt früher, also müssen die Kinder auch früher losgehen. Und wir bringen deshalb die neuen Zeiten an.“
Stephanie Jahnert ist gemeinsam mit Silke Lührs vom Präventionsrat Seevetal unterwegs, um die Tausendfüssler Schilder in Ramelsloh auszutauschen. Auch die Schulsozialarbeiterin Julia von Rekowski hilft mit. Sie ist vom Tausendfüssler-Projekt überzeugt: „Der Schulbesuch fängt mit dem Weg an, nicht erst im Klassenraum. Auch auf dem Schulweg gibt es Dinge zu lernen.“ Und Silke Lührs ergänzt: „Der aus eigener Kraft zurückgelegte Schulweg ist unverzichtbar für die motorische und soziale Entwicklung unserer Kinder. Außerdem können sie sich vor dem Unterricht noch unterhalten und bewegen und sind stolz, selbstständig den Schulweg geschafft zu haben.“
Das Tausendfüssler-Projekt gibt es seit 2012 – eine gemeinsame Aktion des Präventionsrat Seevetal und dem Polizeikommissariat Seevetal. Die Idee ist, Grundschulkinder beim selbstständigen Schulweg zu unterstützen. Wenn dadurch nicht mehr so viele Eltern ihre Kinder mit den Autos zur Schule fahren, wird auch das Verkehrschaos kleiner und die Sicherheit für die Kinder erhöht sich.
„Das große Missverständnis bei den Eltern ist, dass sie ihre Kinder fahren, damit sie sicher sind. Aber wenn Kinder nicht lernen, sich im Straßenverkehr zu bewegen, sind sie auf Dauer viel gefährdeter“, so Stephanie Jahnert. „Das lernt man eben nicht von alleine und kann man nicht, bloß, weil man alt genug ist.“ Um den Tausendfüssler bekannter zu machen, besucht Stephanie Jahnert regelmäßig die Grundschulen und sorgt für das ein oder andere Aha-Erlebnis. „Ein Kind hat, nachdem Frau Jahnert das Projekt in der Klasse vorgestellt hat, ganz stolz seinen Eltern verkündet, ich laufe ab jetzt zur Schule!“, erzählt Julia von Rekowski.
Viele zentrale Tausendfüssler-Haltestellen für die Grundschulen in Ramelsloh, Maschen, Meckelfeld und Fleestedt wurden in Seevetal bereits eingerichtet. Für Eltern und Kinder sind sie verlässliche Treffpunkte zu festgelegten Zeiten. Während der Corona-Zeit ist der Tausendfüssler ein bisschen in Vergessenheit geraten. „Wir wünschen uns, dass die Eltern Vertrauen in ihre Kinder haben und sich wieder mehr beteiligen“, so Silke Lührs. Für die Zukunft hoffen alle Beteiligten, dass noch weitere Treffpunkte für weitere Schulen dazu kommen und der Tausendfüssler fleißig läuft.
In Ramelsloh jedenfalls laufen die Kinder nun etwas früher los – wenn sie sich an die neuen Zeiten erinnern. Aber dabei helfen sicher die frisch angebrachten Aufkleber. Mehr Informationen und die Kontakte für Rückfragen sind unter https://www.praeventionsrat-seevetal.de/projekte/der-tausendfussler/ zu finden.