19.10.2024 – Gerd Demitz

Igelburgen bauen – so geht’s!

Überwinterungsquartiere für stachelige Besucher

Foto: Vier Pfoten
In einer Igelburg kommen Igel gut durch die kalte Jahreszeit. Foto: Vier Pfoten

In unberührter Landschaft mit viel Grasland, Hecken und Sträuchern finden Igel auch im Herbst reichlich Nahrung und Unterschlupf. Durch die Eingriffe des Menschen in die Natur halten sich Igel jedoch immer häufiger in Siedlungsbereichen auf, die wenig Futter und Versteckmöglichkeiten bieten. „Wer den stacheligen Besuchern etwas Gutes tun will, kann seinen Garten jetzt im Herbst igelfreundlich gestalten und die Tiere bei der Futtersuche unterstützen“, sagt Eva Lindenschmidt, Diplom-Biologin und Wildtierexpertin und gibt Tipps für den richtigen Umgang mit Igeln.

Während der Wintermonate halten Igel Winterschlaf. Herztätigkeit, Atmung und Körpertemperatur werden dabei stark reduziert. Fettpolster, die sich die Tiere bis zum Herbst angefressen haben, dienen als Energiereserven. Wer im Herbst in der Dämmerung ein solches Tier auf Nahrungssuche im Garten entdeckt, kann zur Unterstützung eine Futterstelle einrichten. Hierfür eignet sich zum Beispiel Nassfutter für Katzen oder Hunde, angebratenes, ungewürztes Hackfleisch oder Rührei. Keinesfalls darf man Igeln Milch anbieten. Sie sind von Natur aus laktoseintolerant und bekommen von Milch Verdauungsprobleme und Durchfall, der sogar zum Tod führen kann. Viel besser ist es, ihnen Wasser in einer flachen Schale zu reichen. Es ist darauf zu achten, dass die Futterstelle sauber gehalten wird, um die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden.

Das Errichten einer Igelburg im eigenen Garten ist auch ohne besondere handwerkliche Fähigkeiten möglich und das benötigte Material meist ohnehin vorhanden. Besonders wichtig ist die Wahl des richtigen Standortes. Die Igelburg sollte niemals in einer Senke errichtet werden, in der sich Wasser sammeln kann, sondern auf etwas erhöhtem Terrain unter Sträuchern in einem ruhigen und möglichst wind- und wettergeschützten Bereich des Gartens. Um den zukünftigen Bewohner vor Kälte und Feuchtigkeit zu schützen, legt man den Boden mit ein paar Steinen, Sand oder Holzbrettern aus und bedeckt die Fläche mit etwas trockenem Laub. Der Igel wird seine Behausung später selbst mit weiteren Materialien auspolstern. Darüber baut man aus einigen stabileren Ästen eine etwa kniehohe Kuppel, so dass ein Hohlraum entsteht. Auf das Grundgerüst werden nun weitere, dünnere Äste aufgelegt, die mit einer dicken Schicht Laub bedeckt werden. Zum Schluss schichtet man einige dünnere und dickere Äste darüber, damit das Laub nicht weggeweht wird.

Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv. Kranke Tiere fallen durch zielloses Umherlaufen am Tage, Befall durch Parasiten oder apathisches Verhalten auf. Solche Tiere haben ohne Hilfe keine Chance, den Winter zu überstehen und gehören in fachkundige Hände, um entsprechend behandelt und gegebenenfalls über den Winter in menschlicher Obhut untergebracht werden zu können. Am besten kontaktiert man in solch einem Fall direkt die nächstgelegene Wildtierstation.

Das Verbrennen von aufgehäuften Ästen kann zur tödlichen Falle für Igel werden, die sich darunter versteckt halten. Auch der Einsatz von Laubsaugern, Mährobotern oder Motorsensen im hohen Gras und unter Sträuchern kann schlimme Folgen für Igel haben. Wer seinen Garten naturnah gestaltet, Gefahrenquellen erkennt und beseitigt, leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Igels.

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