21.04.2025 – Redaktion
Letzter Ruf aus dem Moor
Deutschlands Brachvögeln läuft die Zeit davon
Der große Brachvogel. Foto: Frank Derer – NABU
Zum Tag des Brachvogels am 21. April machte der NABU auf die alarmierende Situation des Großen Brachvogels aufmerksam. Der charakteristische Vogel feuchter Wiesen, Moore und Küstengebiete steht beispielhaft für den dramatischen Verlust an Lebensräumen in Deutschland und Europa. Lag der Langzeittrend laut Vogelschutzbericht 2019 noch bei minus 26 Prozent, ist davon auszugehen, dass sich der Rückgang der Brutbestände, die zuletzt bei 3.600 bis 4.800 Brutpaaren lagen, in Deutschland weiter beschleunigt hat. Wie stark der Rückgang wirklich ist, wird der nächste Vogelschutzbericht zeigen.
„Der Brachvogel gehört zu den Verlierern einer intensiven Landnutzung, entwässerter Lebensräume und ausbleibender Schutzmaßnahmen“, sagt Vogelschutzexperte Martin Rümmler. Auch wichtige Küstenhabitate sind durch Versiegelung infolge großer transformativer Infrastrukturvorhaben und den technischen Küstenschutz gefährdet. „Die Zahlen sind ein Weckruf. Ohne gezielte Schutzprogramme wird der größte Watvogel Europas aus unseren Landschaften verschwinden. Die schnelle Erarbeitung von Wiederherstellungsplänen im Rahmen der EU-Wiederherstellungsverordnung mit ambitionierten und wirksamen Maßnahmen ist jetzt von größter Wichtigkeit. Wir wissen was zu tun ist und müssen endlich ins Handeln kommen.“
Doch nicht nur als Brutvogel ist der Große Brachvogel auf Schutz angewiesen. Deutschland spielt auch für durchziehende Brachvögel aus Nord- und Osteuropa sowie für den Regenbrachvogel eine wichtige Rolle als Rast- und Überwinterungsgebiet. Der Schutz geeigneter Rastplätze, insbesondere im Küstenraum und in Feuchtgebieten mit überregionaler Bedeutung, ist entscheidend für das Überleben der Art entlang ihrer Zugrouten.
Ein warnendes Beispiel ist das Aussterben des Dünnschnabel-Brachvogels. Diese eng verwandte Art nutzte während ihres Zuges Rastgebiete im Mittelmeerraum, die im Zuge wachsender Küstenbebauung und zunehmender Störungen mit katastrophalen Folgen verloren gingen. „Das Verschwinden seines Verwandten macht den Schutz des Großen Brachvogels umso wichtiger“, so Rümmler. „Es sollte uns eine Lehre sein – für den Erhalt von artenreichem Grünland, für mehr Ruhe an den Rastplätzen und für eine naturverträgliche Landnutzung.“ Nur wenn Brut- und Rastplätze durch ein wirksames Schutzgebietsmanagement mit konkreten Erhaltungs- und Entwicklungszielen und Rechtsverbindlichkeit zu deren Umsetzung sowie eine gezielte Förderung extensiver Grünlandbewirtschaftung dauerhaft gesichert werden, hat der Große Brachvogel eine Zukunft.