28.03.2025 – ein

Wandel der Kühltechnik

Gemeinschaftsgefrierhaus statt eigener Kühlschrank

Ehestorf – Kühlen ohne Kühlschrank? Das Freilichtmuseum am Kiekeberg befasst sich mit einer „Gemeinschaftsgefrieranlage“ und übernimmt die historische Einrichtung aus einem ehemaligen „Kalthaus“, das in Lindhorst (Seevetal) steht. Damit bleibt ein Stück Alltagsgeschichte aus der Nachkriegszeit erhalten. Dieses Kalthaus wurde etwa im Jahr 1957 errichtet, als viele Haushalte noch keine eigenen Kühlschränke hatten. Es half den Menschen, Lebensmittel wie Fleisch, Milchprodukte und Fisch länger frisch zu halten. Betrieben von einer örtlichen Gemeinschaft, diente es über Jahrzehnte als zentraler Lagerort für verderbliche Waren. Erst als sich private Kühlschränke in den 1960er Jahren verbreiteten, wurde es überflüssig.

Das Kalthaus zeigt die damaligen technischen Fortschritte im Haushaltsbereich. Sowohl die Stromversorgung als auch die industrielle Produktion von Tiefkühltruhen und Kühlschränken waren auf dem Land noch nicht flächendeckend ausgebaut. Es ging darum, vom Krieg zerstörte Infrastruktur wiederaufzubauen und die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung mit moderner Technik nachhaltig sicherzustellen. Museumsdirektor Stefan Zimmermann erklärt: „Indem wir die Gemeinschaftsgefrieranlage übernehmen, erhalten wir einen einzigartigen Einblick in den Alltag der Menschen in der Nachkriegszeit. Das Kalthaus erzählt uns die Geschichte einer Zeit, in der gemeinsame Lösungen für Herausforderungen des täglichen Lebens gefunden wurden. Ich freue mich darauf, diesen Aspekt zukünftig im Museum zeigen zu können.“ Ein Zeitpunkt dafür ist noch nicht bekannt.

Das Gebäude selbst wird nicht an den Kiekeberg versetzt, nur sein Innenleben. Alexander Kollecker von der Abteilung Wissenschaft, Ausstellung & Sammlung am Kiekeberg hat die Kühltechnik, die dicken Türen und die Regale für die Warenlagerung ausgebaut. Er freut sich darüber, zuerst die Technik sichern zu können. Später könnte sie als weiteres bauliches und technisches Zeugnis der Nachkriegszeit in einem historischen Gebäude in der Königsberger Straße des Museums untergebracht werden. Aber ein solches gibt es dort noch nicht. Um die Geschichte des Kalthauses vollständig zu erforschen und zu dokumentieren, sucht das Museum zunächst nach ehemaligen Nutzern und Nutzerinnen. Hinweise sind per Telefon unter 040 790176-45 und per E-Mail an objektspenden@kiekeberg-museum.de willkommen.

Mitte der 1950er Jahre beginnen erste Unternehmen, erschwingliche Kühlschränke und Tiefkühltruhen für den Massenmarkt zu produzieren. Mit dem Wirtschaftsaufschwung Ende der 1950er Jahre wandelt sich bundesweit die Kühltechnik grundlegend. Die Kaufkraft der Menschen steigt erheblich. Damit werden die gemeinschaftlich genutzten Kühlhäuser für viele Haushalte wieder unnötig. Das Kalthaus in Seevetal wurde von der Kalthaus-Interessengemeinschaft Lindhorst weitergeführt und schließlich im Jahr 2020 geschlossen.

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