28.03.2025 – Redaktion
Wirtschaftsförderung vor Ort
Vereinbarkeit von Pflege und Berufstätigkeit
Nicht nur kleine Kinder benötigen Pflege und Betreuung. Angesichts der demografischen Betreuung haben sich immer mehr Menschen auch um andere pflegebedürftige Angehörige wie die eigenen Eltern, aber auch erwachsene Kinder oder Ehepartner zu kümmern. Und damit bekommt die Frage nach einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine neue Dimension.
Doch nicht nur für die Beschäftigten, auch für die Unternehmen bekommt die Frage, wie sich Berufstätigkeit mit der Pflege Angehöriger zu verbinden lässt, eine besondere Bedeutung mit weitreichenden Folgen. Denn wenn die Versorgung nicht gesichert ist, fallen Angehörige am Arbeitsplatz aus, reduzieren Stunden oder geben die Erwerbstätigkeit sogar ganz auf. „Wer keinen ambulanten Dienst für seine Mutter oder keinen Heimplatz für seinen Vater findet, fährt morgen keinen ICE und baut auch keine Wärmepumpen ein“, beschrieb Nikolaus Lehmberg von der Interessengemeinschaft „InGe“ bei der jüngsten Veranstaltung der Reihe „Wirtschaftsförderung vor Ort“ die Situation.
Die Stabsstelle Kreisentwicklung / Wirtschaftsförderung / Mobilität des Landkreises Harburg und die Gemeinde Seevetal hatten zu der Veranstaltung mit dem Titel „Wer pflegt, fehlt am Arbeitsplatz – Pflegerische Versorgung und Strategien für den Arbeitgeber“ eingeladen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten dabei nicht nur viele Tipps und Hintergründe vermittelt, sondern steuerten in der konstruktiven, angeregten Diskussion auch viele eigene Erfahrungen bei.
In immer mehr Familien gibt es ältere Angehörige, die Pflege benötigen. Bundesweit sind rund 5,7 Millionen Menschen pflegebedürftig, im Landkreis Harburg gelten nach der letzten Erhebung im Pflegebericht gut 12.300 Menschen als pflegebedürftig. Die meisten werden zu Hause gepflegt: Nur etwa 20 Prozent der pflegebedürftigen Menschen leben nach Angaben von Nikolaus Lehmberg in Pflegeheimen. „Die Studienlage geht davon aus, dass acht Prozent der Beschäftigten zu Hause als pflegende Angehörige eingebunden sind.“ Das kostet Kraft und Zeit – mit Folgen für den Beruf. Nur knapp die Hälfte der Hauptpflegepersonen arbeitet in Vollzeit. Der Fachkräftemangel in der Pflege und die Schließung von Heimen verschärfen die Situation. „Der Angebotsmangel in der Pflege ist längst eine Wohlstands- und Wachstumsbremse. Schon heute finden viele pflegende Angehörige nicht mehr die professionelle Unterstützung, die sie dringend brauchen.“
Um Beschäftigte zu unterstützen und so auch im eigenen Betrieb zu halten, seien auch die Arbeitgeber gefordert, betont Lehmberg. So könnten sie Verständnis für die Situation zeigen und Beschäftigte auf gesetzliche Ansprüche hinweisen oder ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch selbst flexible, alternative Arbeitsmodelle anbieten.
Wie so etwas funktionieren kann, war dann Thema im Best-Practise-Beispiel. Cecile Meyer-Bartsch, Personalleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung der Mölders Holding GmbH, schilderte ihre Erfahrungen und gab Tipps. Abschließend war natürlich genügend Zeit für Fragen und zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch.