31.03.2025 – Redaktion

Zeitreisen durch die Jahrhunderte

Leben zwischen Notunterkunft und Wirtschaftswunder

Foto: FLMK
In der Tischlerwerkstatt von 1804 im Heidedorf am Kiekeberg. Foto: FLMK

Ehestorf – Roggen dreschen, Stoffe zuschneiden, auf dem Behelfsherd kochen – wer wissen will, wie der Alltag früherer Generationen aussah, erlebt ihn im Freilichtmuseum am Kiekeberg hautnah. Bei der Veranstaltungsreihe „Gelebte Geschichte“ zeigen bis zu 60 Ehrenamtliche in originalgetreuer Kleidung, wie Menschen zwischen 1804 und 1964 ihr Leben gestalteten. Die nächsten Gelegenheiten dafür sind an den Wochenenden 5. und 6. April, 26. und 27. April und 17. und 18. Mai jeweils zwischen 10.00 und 17.00 Uhr. Die Darsteller und Darstellerinnen leben ihre Rollen und erklären gerne, was sie gerade tun. Besonders Familien mit Kindern erleben hier anschaulich Alltagsgeschichten.

„Unsere Ehrenamtlichen entwickeln ihre Figuren mit Leidenschaft und Wissen. Sie recherchieren in alten Quellen, wählen Namen aus, bringen handwerkliche Fähigkeiten mit ein und fertigen ihre Kleidung selbst, dieses persönliche Engagement spüren auch unsere Besucherinnen und Besucher. Gerne beantworten sie dabei ihre Fragen“, sagt Dr. Julia Daum, Koordination der „Gelebten Geschichte“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg, die auch selbst in verschiedene Rollen schlüpft. An Wochenenden mit der „Gelebten Geschichte“ zeigt das Museum ausgewählte Zeitschnitte.

Zwei Zeitschnitte geben am 5. und 6. April Einblicke in das Leben nach dem Zweiten Weltkrieg und in die junge Bundesrepublik. In der Notunterkunft Nissenhütte sehen Besucher den Alltag Geflüchteter direkt nach dem Kriegsende im Jahr 1945. Gekocht wird auf dem Behelfsherd. Im Notgarten wächst mit Glück etwas Gemüse für den Eigenbedarf.

In der Königsberger Straße daneben erwacht das Jahr 1964. Der Dorfpolizist geht Streife, die Fleischereifachverkäuferin bedient im Laden, und beim Kaffeekränzchen der Hausfrauen im Garten kommen alle zusammen – mit dabei ist auch der Postbote. Darüber hinaus erhalten Besucher Einblicke in die Hausarbeit. In der Sommerküche und im Textilladen wird Kleidung hergestellt, Stoffe werden zugeschnitten und sowohl von Hand als auch mit der Nähmaschine verarbeitet, ganz so, wie es in vielen Haushalten und Geschäften der 1950er- und 1960er-Jahre üblich war.

Am 26. und 27 April erwachen die Jahre 1804 und 1904 auf dem Kiekeberg zu neuem Leben. Im Heidehof kocht die Bäuerin auf dem offenen Feuer, während die Magd Butter herstellt. Die Großmutter sitzt am Spinnrad und die Männer der Hofgemeinschaft dreschen Roggen auf der Diele.

Im Fischerhaus stellt die „Gelebte Geschichte“ das Arbeitsleben 100 Jahre später dar, bei der die Familie von Fischerei, Gemüseanbau und Handwerk lebt. Sie kochen auf einem Sparherd, lesen aber zwischendurch auch Zeitung. Im Haus der Kaufmannsfamilie nebenan kocht die Hausherrin auf einem größeren Herd mit Unterstützung eines Dienstmädchens.

Wie im Heidedorf vor über 200 Jahren üblich fertigen am 17. und 18. Mai die Darsteller im Häuslingshaus Abwaschbürsten aus Heidekraut und Löffel aus Holz. Auch die Tischlerwerkstatt beim Silberhof wird zum Ort für historische Handwerksvorführungen.

In den beiden Häusern der Elbmarsch sehen Interessierte die unterschiedlichen Lebensumstände zwischen einer Arbeiterfamilie und einer bürgerlichen Kaufmannsfamilie im Jahr 1904. Besucher entdecken, wie jeweils Hausarbeit, Handwerk und Familienleben ineinander greifen.

Am 18. Mai, dem Internationalen Museumstag unter dem Motto „Museum für alle“, zeigt sich durch dieses lebendige Vermittlungsangebot, wie anschaulich und unmittelbar Geschichte erfahrbar ist – über hör- und fühlbare Eindrücke, unabhängig von Vorkenntnissen.

Erwachsene zahlen 11 Euro Museumseintritt, für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er frei. Informationen gibt es auch unter www.kiekeberg-museum.de.

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