07.04.2025 – ein
Zeugen aus der Bronzezeit
Baumaßnahme fördert tausende Jahre alte Urnen zutage
Diese Urne wurde zusätzlich mit einer darüber gestülpten großen Schale abgedeckt. © Archäologisches Museum Hamburg
Wenn man die Kreisstraße 17 zwischen Moisburg und Immenbeck entlang fährt deutet nichts darauf hin, aber vor einigen tausend Jahren haben Menschen hier ihre Verstorbenen bestattet. Ausgrabungen des Archäologischen Museums Hamburg (AMH) unter Leitung von Kreisarchäologe Dr. Jochen Brandt im Bereich eines geplanten Entwässerungsgrabens haben zahlreiche Urnen aus der jüngeren Bronzezeit (1.200-600 v. Chr.) zutage befördert.
Überraschend war die Entdeckung für die Archäologen nicht. Bereits in den 1930er Jahren waren links der Straße Urnen angepflügt worden, die damals vom Helms-Museum, dem Vorläufer des AMH, ausgegraben worden waren. Dies war auch der Grund, weshalb Kreisarchäologie Brandt bei der jetzigen Baumaßnahme ein ganz genaues Auge auf den Baustellenbereich hatte. Völlig überrascht war der Experte hingegen vom guten Erhaltungszustand der Urnen. „Erstmals seit vielen Jahren ist es überhaupt gelungen, auf einem intensiv beackerten Gelände wieder komplette Brandbestattungen zu bergen. Für gewöhnlich sind die Urnen heute der intensiven modernen Landwirtschaft fast komplett zum Opfer gefallen“, so Brandt.
Insgesamt hat das AMH, das bei seiner Arbeit tatkräftige Unterstützung durch ehrenamtliche Sondengänger hatte, die hierfür die Sonde aus der Hand gelegt und die Schaufel in die Hand genommen haben, an der Fundstelle fast 30 Gräber entdeckt und geborgen. Die meisten Urnen stehen, wie es für die Epoche der jüngeren Bronzezeit typisch ist, in einer Packung aus Feldsteinen und waren ursprünglich auch mit einem einzelnen großen Stein abgedeckt.
„In den Urnen ist leider, auch das ist zeittypisch, außer den verbrannten Knochen der Verstorbenen, nur selten etwas zu finden“, erläutert Brandt. Der Leichenbrand – so die Bezeichnung für die Asche von Toten nach einer Brandbestattung – soll, wenn sich Gelder dafür einwerben lassen, naturwissenschaftlich untersucht werden. Dann verraten zumindest einige der Toten nach rund 3.000 Jahren zumindest noch ihr Geschlecht und ihr Alter. Nach Abschluss der Ausgrabung und Bauarbeiten wird die Landschaft dann erneut nichts darüber verraten, dass die Menschen eines Gehöfts oder Weilers hier einst ihre Toten bestatteten.